Debakel zum Jahresausklang
Warstein – Was für ein Debakel zum Jahresausklang für die Landesliga-Handballer des VfS Warstein. Sie blamierten sich am Samstagabend beim Tabellenletzten in Hohenlimburg und kassierten eine 21:29-Niederlage, die ihnen am Ende sogar schmeichelt. Zwischenzeitlich hatte das sich in einen kleinen Rausch spielende Schlusslicht mit zwölf Toren Unterschied geführt.
Landesliga 4: HSG Hohenlimburg – VfS 59 Warstein 29:21 (11:9).
Die Aussichten Warsteins auf den ersten Auswärtssieg waren von vorneherein gesunken, denn Trainer Zoran Kaseric musste neben Joel Krischer und Simon Kraus auch auf Maximilian Rüther verzichten, der sich im Training eine Schultereckgelenks-Verletzung zugezogen hatte. Zudem war Philip Schröder durch eine Grippe arg geschwächt, saß den Großteil der Partie auf der Bank. Kurzerhand sprang der 42-jährige Boban Ristovic ein, der schon häufiger bewiesen hatte, dass er gegnerische Abwehrreihen auch im Handball-Rentneralter noch gefährlich werden kann.
Der Start hätte aus Warsteiner Sicht kaum besser laufen können, denn Keeper Niklas Schmidt wehrte gleich den ersten Hohenlimburger Strafwurf ab. Überhaupt entwickelte sich Warsteins Nummer eins zum Schreckgespenst der Hohenlimburger Angreifer, sorgte in Abschnitt eins mit neun Glanzparaden dafür, dass seine Mannschaft trotz bescheidener Offensivleistung im Spiel blieb. Seine Brüder Lars und Nils Schmidt sorgten mit je zwei Treffern nach zwölf Minuten für einer 4:2-Führung, die Sicherheit hätte geben können. Doch Hohenlimburgs Abwehr, statistisch gesehen die mit Abstand löchrigste der Liga, stellte sich besser auf die auf Einzelaktionen ausgerichteten Warsteiner Aktionen ein. Und als Lars Schmidt mit einer Fußverletzung vom Feld musste, bekam die HSG sofort Oberwasser.
Trotz einer schwachen Chancenverwertung gelang den Maystrenko-Schützlingen zum 6:5 die erste Führung, wuchs ihr Selbstvertrauen sichtbar, weil sie immer wieder Gelegenheit zu schnellen Gegenstößen bekamen, ihre vier Patzer vom Siebenmeterpunkt somit kompensieren konnten.
Schwach beim VfS: das Rückzugsverhalten. Hinzu kamen Zeitstrafen, die die HSG zum 10:7 nutzte. Ristovic, der für Jannik Becher auf halbrechts zum Zuge kam, verkürzte zum 11:9 und scheiterte mit direkten Freiwurf nur knapp am der Fußabwehr von Schlussmann Renè Kind, der wie sein Gegenüber Niklas Schmidt zum Seitenwechsel neun Paraden verbuchte.
Warstein kam mit dem Motto „Es kann nur besser werden“ aus der Kabine. Wurde es aber nicht. Im Gegenteil: Während Hohenlimburg Tempo und Zielstrebigkeit erhöhte, hatten die Gäste große Probleme beim Ballvortrag, war an Lücken reißende Kombinationen nicht zu denken. Felix Bauer verzückte den eigenen Anhang mit einem Kempa-Trick-Tor zum 14:10, der VfS hielt aber dank der Siebenmeter-Treffsicherheit von Nils Schmidt bis Mitte der zweiten Halbzeit (20:16) dagegen.
Als aber Hohenlimburgs neuer Linksaußen Kevin Sattler in Überzahl per Doppelschlag auf 22:16 erhöhte, ging es steil bergab, half auch eine Auszeit von Kaseric beim Stande von 24:16 nichts mehr. Vielmehr nahmen die zum Teil krassen Ballverluste noch zu. Nach 55 Minuten erhöhte Kreisläufer Leon Synofzik auf 29:17, es war der letzte Torerfolg der HSG, die an diesem Abend ihren zweiten Saisonsieg feierte.
In den letzten fünf Minuten gelangen dem spät eingewechselten Julius Rüther sowie Nils Schmidt vier Tore in Serie. Doch die schon siebte Saisonniederlage des Vizemeisters VfS war längst besiegelt.
Trainerstimmen
Sascha Maystrenko, Trainer HSG Hohenlimburg: „Es wurde allerhöchste Zeit, dass wir wieder Punkte eingefahren haben. Endlich haben wir kompakt in der Abwehr gestanden, das hat auch unseren Keeper Kind zu einer starken Leistung beflügelt. Entscheidend war, dass wir nach unserem Chancenwucher in Halbzeit eins weiter Gas gegeben haben. Mich freut es für die Jungs, dass sie mit einem Erfolgserlebnis in die lange Weihnachtspause gehen.“
Zoran Kaseric, Trainer VfS Warstein: „Ein bitterer Abend für uns, denn wir wollten ja eigentlich die jüngsten Heimsiege bestätigen. Angesichts unserer zahlreichen Ausfälle hätte der verbliebene Kader eine optimale Leistung bieten müssen, aber davon waren wir gerade nach dem Seitenwechsel weit entfernt. Bis zur Pause hat uns Niklas im Spiel gehalten, aber seine Vorderleute waren nicht in der Lage, Hohenlimburgs Abwehr auseinanderzuziehen, weshalb wir zu oft aus größerer Distanz geworfen haben. Meine schon vor der Saison geäußerten Befürchtungen, dass wir in den Abstiegskampf hineingezogen werden, haben sich leider bestätigt. Es wird ein hartes Stück Arbeit, auf Platz sieben zu klettern, aber wenn wir komplett sind, traue ich uns auch auswärts Siege zu.“
Statistik
Torfolge: 1:2 (7.), 2:4 (12.). 6:5 (16.), 6:7 (21.), 10:7 (27.), 11:9 (HZ), 16:12 (38.), 20:16 (45.), 24:16 (48.), 29:17 (55.).
Zeitstrafen: HSG 1, VfS 5. Siebenmeter: HSG 6/2, VfS 4/4.
Zuschauer: 120.
Schiedsrichter: Kahraman/Schürhoff (Drolshagen).
HSG: Kind (52. Dauk) im Tor; Bauer (8), Synofzik (5), Sattler (4), Wetzel (4/1), Handwerker (3), Bovensmann (2), Hoppe (2/1), Schachulski (1), Marks, Mossuto.
VfS: Niklas Schmidt im Tor; Nils Schmidt (9/4), Lars Schmidt (5), Boban Ristovic (2), Julius Rüther (2), Jonas Schmidt (2), Jannis Luca (1), Florian Hoeck, Philip Schröder, Adam Mir, Jannik Becher.
Soester Anzeiger, 18.12.2023, Text: Bernd Grossmann, Fotos: Anna Clewing
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