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Der traurigste Sieg der Saison


Warstein – Raus mit Applaus: Die Handballer des VfS Warstein haben zwar das kleine Wunder geschafft und sich mit Minibesetzung am letzten Landesliga-Spieltag in Hagen tatsächlich den ersten Saisonsieg mit geharztem Ball geholt. Aber Trainer Zoran Kaseric war schon vor der spannenden Endphase darüber informiert, dass im 30 Minuten zuvor angepfiffenen Entscheidungsspiel um Rang sieben Bochum-Riemke gegen den lange führenden RSV Eiserfeld-Siegen mit 32:28 gewonnen hatte und somit der Warsteiner Abstieg in die Bezirksliga nicht mehr abzuwenden war. Am Ende weist der VfS ein positives Punktekonto von 27:25 und auch eine positive Tordifferenz auf, scheiterte letztlich am direkten Vergleich mit den Siegenern, die jetzt in die Relegation dürfen.



Landesliga: VfL Eintracht Hagen III – VfS 59 Warstein 24:26 (11:10).

„Hätten wir doch öfter mal auswärts so engagiert gespielt und gekämpft“, war ein Kommentar des VfS-Anhangs nach dem Schlusspfiff, in dem sich in die Enttäuschung über den Abstieg auch Zufriedenheit über den ansehnlichen letzten Auftritt mischte. „Wir hatten es ja nicht mehr in der eigenen Hand. Und uns war klar, dass Riemke die Chance gegen die ohne Büttner arg geschwächten Siegener nutzen würde“, resümierte Trainer Zoran Kaseric gefasst.

Letztlich waren es Punktverluste gegen zwei Schlusslichter in der Hinserie, als Warstein im September in Gevelsberg (27:28) und Dezember in Lössel (26:26) wichtige Punkte verspielte, die das Happy-End verhinderten. Dass der VfS der wohl beste Absteiger aus der künftig als Verbandsliga betitelten Landesliga sein dürfte, war für Lars Schmidt und Co. eine kleine Genugtuung, wenn auch ein schwacher Trost.

Die Gäste mussten neben dem verletzten Rückraum-Shooter Philip Schröder auch auf den privat verhinderten Rechtsaußen Simon Kraus verzichten, aber das wog nicht so schwer wie für Hagen das Fehlen der torgefährlichen Spielmacher Wojtek und Queckenstedt, zumal auch kein druckvoller Halbrechter zur Verfügung stand.

Wichtig für den VfS: Dass die ersten Fehlversuche keinen Schaden anrichteten, auch die Hagener Großchancen liegen ließen oder am Torgebälk scheiterten. Warsteiner Zwei-Tore-Führungen zum 0:2, 2:4 und 3:5 machten Mut, eine 3:0-Serie der Eintracht wurde gut weggesteckt und postwendend zum 6:7 gekontert.

Vor allem Lars Schmidt war kaum zu bremsen, erzielte bis zum Seitenwechsel die Hälfte der Warsteiner Treffer und legte zum 11:11 nach. Dass er für den Rest der Spielzeit leer ausging, blieb ohne negative Auswirkungen. Und auch die starken Einzelaktionen von Hagens Goalgetter Alexander Koshold, der erst durch eine Manndeckung in seinem Aktionsradius entscheidend eingeschränkt wurde, kompensierten die Warsteiner im Kollektiv.

Plötzlich waren der jüngste Schmidt-Spross Nils sowie Joel Krischer voll da, hatten auch der den rechten Flügel besetzende Jannis Luca und Kreisläufer Maximilian Rüther gute Momente.

Nils Schmidt machte seinen Siebenmeter-Heber an die Latte beim Stande von 20:20 umgehend wett und traf im Nachwurf. Dann war Krischer zur Stelle, besorgte das 20:22 und 21:23 – der Erfolg rückte in immer greifbarere Nähe. Die Eintracht zog alle taktischen Register bis hin zum Verzicht auf den Keeper bei eigenem Ballbesitz, kam auch zum 23:23-Ausgleich (58.). Doch in den beiden Schlussminuten machten Nils Schmidt, Luca und der ins leere Tore treffende Krischer zum 23:26 alles klar, freuten sich die Warsteiner aus vollem Herzen über den eigentlich traurigsten Sieg der Saison und machten sich mit erhobenen Köpfen auf die lange Heimreise.

Der beste abgestiegene Landesligist aller Zeiten zu sein, dürfte vom VfS wohl als Verpflichtung angesehen werden, in der kommenden Bezirksliga-Saison 2024/25 voll anzugreifen.


Statistik

Torfolge: 0:2 (5.), 2:4 (9.), 6:5 (19.), 7:9 25.), 11:19 (HZ), 13:11 (34.), 15:15 (40.), 19:20 (51.), 21:23 (56.), 23:23 (58.).

Schiedsrichter: Leon Bertholdt/André Kaberg (Dortmund).

Zeitstrafen: VfL II 3 – VfS 2.

Siebenmeter: VfL II 1/1 – VfS 3/2.

Zuschauer: 40.

VfL III: Wickel (31. Drees); Koshold (8), Marchlewitz (4), Storch (4/1), Czerkawaski (3), Gudduscheit (3), Kobilinski (1), Prokopec (1), Böcker, Vaerst, Heldt, Pfeiffer, Lieder.

VfS: Hilwerling (31. Niklas Schmidt); Nils Schmidt (8/2), L. Schmidt (6), Krischer (5), Luca (2), Hoeck (2), M. Rüther (2), J. Schmidt (1), Becher (n.e.), Goldbach (n.e.).


Trainerstimmen






Rico Gutschlag, Trainer Eintracht Hagen III: „Wir hätten gerne gewonnen und den vierten Platz verteidigt, aber auch so war es eine gute Saison für uns. Es haben etliche Talente einen Schritt nach vorne gemacht. Es gab diesmal einige Absprachefehler, außerdem hatten wir viel Pech im Abschluss. Wir konnten die Ausfälle von Leistungsträgern im Angriff nicht kompensieren, zumal wir auch kaum ins Tempospiel gekommen sind.“










Zoran Kaseric, Trainer VfS 59 Warstein: „Ich bin zwar traurig, dass es nicht gereicht hat, aber auch stolz darauf, wie meine Mannschaft heute um ihre letzte Chance gekämpft hat. Das Rückzugsverhalten war viel besser als in Bochum, wir haben keine Konter zugelassen, insgesamt sehr engagiert verteidigt und diesmal auch in der entscheidenden Phase die Tore gemacht. Mit 27 Punkten abzusteigen, ist schon brutal. Letztlich haben wir in der Hinrunde auswärts zu viele Zähler gegen Mitabsteiger liegen gelassen.“






Soester Anzeiger, 13.05.2024, Text: Bernd Gossmann, Fotos: Anna Clewing

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