Abstiegskampf ein Schneckenrennen
Warstein – Es kann nicht jede Woche die rauschende Handballparty werden: Nach dem 37:33 gegen Landesliga-Spitzenreiter Halingen erfüllten die Handballmänner des VfS Warstein gegen Absteiger TV Lössel in der ersten Halbzeit souverän ihre Pflicht, in der zweiten eher weniger. Am Ende bedeutete das 30:18 den achten Heimsieg in Folge. Der Abstiegskampf wird dabei zum Schneckenrennen, da auch die Warsteiner Konkurrenten, wie bereits in der Vorwoche, allesamt doppelt punkteten. Nur Eiserfeld-Siegen unterlag Halingen (32:33). Die Kaseric-Sieben bleibt mit 23:23 Punkten auf Abstiegsrang neun hängen.
Landesliga 4: VfS 59 Warstein – TV Lössel 30:18 (14:5).
Knüpften die Gastgeber in den ersten 30 Minuten ansatzweise an ihre mitreißende Halingen-Leistung an, verloren sie im zweiten Durchgang ziemlich den Faden. „Jeder wollte da sein eigenes Süppchen kochen“, beklagte Trainer Zoran Kaseric. Am Ende fiel das 30:18 in die Kategorie „Arbeitssieg“. Nun können sich Warsteins Handballmänner zwei Wochen lang gezielt auf das vermeintliche Schlüsselspiel in Bochum-Riemke vorbereiten.
Der VfS Warstein wirkte in den ersten Minuten ziemlich unkonzentriert. Philip Schröder ballerte den ersten Angriff weit über das gegnerische Gehäuse. „Die Feinjustierung läuft noch“, merkte Hallensprecher Matthias Sellmann folgerichtig an, um kurze Zeit später zu korrigieren: „Sie ist jetzt abgeschlossen“. Schröder sorgte nämlich per erfolgreich abgeschlossenem Tempogegenstoß für die 1:0-Führung.
In den Folgeminuten hielt Lössel das Spiel offen, doch der VfS setzte sich nach dem verwandelten Siebenmeter von Nils Schmidt zum 4:2 (8.) schon in dieser Phase entscheidend ab. Dies zwang die Gäste – bei einem Vier-Tore-Rückstand (2:6/10.) – direkt zu einer Auszeit. Die Kaseric-Männer blieben auch in der Folge am Drücker. Besonders treffsicher zeigte sich Florian Hoeck von der Linksaußen-Position. Nach 23 Minuten war der Vorsprung mit acht Toren (12:4) aus Sicht der Heimmannschaft äußerst komfortabel. Da konnte man es sich sogar erlauben, einige Hundertprozentige, wie Tempogegenstöße von Schröder und Hoeck, auszulassen.
In der zweiten Halbzeit wirkte Warstein in vielen Situationen fahrig. Lössel probierte es mit einer offenen Manndeckung, um so den Gegner zu verunsichern. Und auch die Option siebter Feldspieler (statt Torhüter Müller) zog Gästetrainer Karsifi. Den Rückstand entscheidend zu verkürzen, gelang seiner Mannschaft aber nicht.
Nach einem verwandelten Siebenmeter von Jannis Luca lag der VfS Warstein in der 38. Minute erstmals mit zehn Toren (18:8) vorn. Zoran Kaseric hatte längst die Rotationsmaschine angeworfen. Jonas Schmidt beispielsweise kam wegen leichter Rückenbeschwerden gar nicht zum Einsatz. Joel Krischer und Lars Schmidt wurden über weite Strecken geschont für die drei anstehenden, alles entscheidenden Aufgaben. Und dennoch gelang es den Hausherren, sich weiter abzusetzen, ohne dabei auf große Gegenwehr zu treffen. Einzig Lössels Halblinker Quittmann bereitete den Warsteinern Probleme.
Jannik Becher, ebenfalls eingewechselt, erhöhte in der 50. Minute auf 26:14, danach trafen Rüther und Hoeck jeweils ins verwaiste Lösseler Tor zum 27:14 und 28:14. Für den Schlusspunkt sorgte Nils Schmidt mit seinem sechsten Treffer an diesem Abend.
Nun heißt es ab dem 4. Mai für den VfS Warstein mit den drei Spielen in Riemke, daheim gegen Hohenlimburg und in Hagen: Alles oder Nichts! Noch besteht die Chance, die Klasse zu halten. Allerdings müsste dann auch mal die Konkurrenz „mitspielen“ und verlieren.
Statistik
Torfolge: 1:0 (3.), 2:2 (6.), 7:2 (11.), 10:4 (20.), 14:5 (30.); 16:8 (35.), 18:8 (38.), 19:12 (41.), 24:14 (46.), 28:15 (55.), 30:18 (60.).
Schiedsrichterinnen: Kömmelt/Steimann (Dortmund/Hamm).
Zeitstrafen: VfS 4 / TVL 2.
Siebenmeter: VfS 5/5, TVL 1/1. Zuschauer: 230.
VfS: Niklas Schmidt (1.-30.), Hilwerling (ab 31.); J. Schmidt, L. Schmidt (3), Krischer (1), Kraus (3), Nils Schmidt (6/4), Luca (3), Hoeck (8), M. Rüther (3), Schröder (2), Becher (1).
TVL: Müller; Rohde (2), Kettendorf, Stein (3), Kreinberg, Henschke, Ricker, Schon (3), Strohhammer (3), Quittmann (7/1), Cameron.
Trainerstimmen
Zoran Kaseric, Trainer VfS: „Die zweite Halbzeit war zu wenig von uns. Da war der Faden irgendwie weg. Jeder wollte sein eigenes Süppchen kochen. Wir haben unseren Torwart ein bisschen im Stich gelassen und aus den gegebenen Möglichkeiten zu wenig gemacht. Auch die Anzahl an technischen Fehlern war zu hoch. Wir sind zu sehr in den Verwaltungsmodus gegangen. Das wird gegen stärkere Gegner bestraft. In den drei Spielen im Mai geht es um vieles. Ich hoffe, dass uns die Leute in Riemke unterstützen werden. Wir müssen auf uns gucken und unsere Hausaufgaben erledigen.“
Nadim Karsifi, Trainer TV Lössel: „Ich finde, wir haben uns in beiden Halbzeiten schwer getan. Am Ende hat mir so ein bisschen die Einstellung gefehlt, sich auch mal aufzuraffen. Jeder wollte, aber der Kopf war dann halt nicht so da. Wir hatten allein in der ersten Halbzeit noch sechs klare Abschlüsse, die wir nicht verwerten konnten – dann sieht es vielleicht ein bisschen anders aus. Am Ende geht es darum, wie man sich verkauft. Wir haben uns zu lange mit dem Ball beschäftigt. Ich hätte von Warstein viel mehr erwartet, ganz ehrlich. Der Sieg ist verdient, klar. Wir wollen uns weiterentwickeln, probieren vieles aus. Das hat man auch heute wieder gesehen.“
Soester Anzeiger, 22.04.2024, Text und Fotos: Thorsten Heinke
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