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Sechs-Tore-Vorsprung reicht nicht



Warstein – Die Handballer des VfS 59 Warstein sind auf dem Boden der Realität, sprich dem brutalen Kampf um den Klassenerhalt in der Landesliga, angekommen. Nach dem „Handball-Wunder“ in Form eines Heimsiegs über den Tabellenzweiten HSG Herdecke/Ende eine Woche zuvor schien der letztjährige Vizemeister drauf und dran, auch bei RE Schwelm mit einem Minikader Punkte einzusammeln. Aber wie schon bei der SG Menden II reichte ein hoher Vorsprung – diesmal waren es sogar sechs Tore – nicht, ließen in der Schlussviertelstunde Kraft und Konzentration stark nach.


Handball-Landesliga 4: TG RE Schwelm – VfS 59 Warstein 30:27 (13:16).

Obwohl die Warsteiner auf Torjäger Philip Schröder und Linkshänder Jannik Becher verzichten mussten, nahmen sie den Schwung aus dem Triumph über Herdecke mit und verschafften sich schnell ein kleines Tore-Polster. Keeper Niklas Schmidt präsentierte sich in Hochform, konnte sich zudem auf einen stabilen Abwehrverbund verlassen, der den ebenfalls ersatzgeschwächten Gastgebern das Tore werfen erschwerte.


Zudem funktionierte die Rückraumachse des VfS ausgezeichnet. Lars Schmidt, sein Bruder Nils und Joel Krischer stellten die Schwelmer Deckung mit ihrer Wucht und Zweikampfstärke immer wieder vor Probleme und kompensierten, dass über den Kreis und die Außenpositionen wenig Torgefahr ausgestrahlt wurde. Der 9:6-Vorsprung nach 16 Minuten war zwar sechs Minuten später fast dahin, aber dann gelang den Gästen ein 4:0-Lauf zur 16:11-Führung.

„Schade, dass wir uns bis zur Pause noch zwei Dinger eingefangen haben“, meinte später Trainer Zoran Kaseric, der wieder seine Startformation mit einer kleinen Ausnahme – Max Rüther kam für Jonas Schmidt an den Kreis – durchspielen ließ.

In der Pause sammelten die Warsteiner frische Kräfte, sorgten Nils und Lars Schmidt gleich dafür, dass ihr Team wieder mit fünf Toren in Front lag. Als dann auch noch Max Rüther zweimal erfolgreich abschloss, schien mit dem 21:15 (39.) das Fundament für den erst zweiten Auswärtssieg der Saison gelegt. Allerdings stockte es dann plötzlich im Angriff, blieb der VfS sieben Minuten lang ohne Treffer und konnte so nicht verhindern, dass die ebenfalls dünn besetzten, aber trotzdem aufs Tempo drückenden Schwelmer mit einem 4:0-Lauf zum 21:19 Morgenluft schnupperten.


Kaseric nahm zwar beim Stande von 23:31 eine Auszeit („Damit die Jungs etwas Luft holen konnten“), aber die Wende ließ sich nicht mehr aufhalten. Technische Fehler und Abschlüsse aus ungünstigen Positionen häuften sich, hinzu kam die Leistungssteigerung von RE-Keeper Pape, der mit seinen Paraden einige Schnellangriffe über Flügelspieler Stefan Prüfer einleitete. Prüfer vergab zwar zwei Siebenmeter, avancierte aber trotzdem zum Hauptschützen.

Und in Minute 52 war es dann soweit, ging Schwelm zum 23:24 erstmals in Führung. Die Warsteiner, bei denen Youngster Jannes Goldbach auf dem linken Flügel sein Landesliga-Debüt feierte, wehrten sich zwar energisch, aber das 26:25 von Lars Schmidt beantworteten die auch von einigen strittigen Schiedsrichterpfiffen profitierenden Hausherren mit einem weiteren 4:0-Lauf zum 26:29 und erkämpften sich so noch zwei Punkte, die fast schon die Garantie für den Schwelmer Klassenverbleib sind.

Dem VfS bleibt der Trost, dass die Konkurrenz aus Riemke und Olpe ebenfalls nicht punkten konnte. Allerdings wartet nach Ostern mit dem Match beim Rangdritten Volmetal II ein weiterer dicker Brocken.


Statistik

Spielfilm: 2:4 (8.), 4:6 (14.), 6:9 (16.), 11:12 (22.), 11:16 (28.), 13:16 (HZ), 15:21 (39.), 19:21 (46.), 24:23 (52.), 25:26 (55.), 29:27 (58.).

Schiedsrichter: Twesten/Twesten (Soest).

Zeitstrafen: 1/1. Siebenmeter: 3/1 – 2/2.

Zuschauer: 180.

RE-Tore: Steinbach (21. Pape); Prüfer (9/1), Morguet (6), Kliche (5), Rauhaus (3), Fleischhauer (3), Köhrer (3), Lazaridis (1).

VfS: Niklas Schmidt und Hendrik Hilwerling (n.e.), L. Schmidt (10), Nils Schmidt (7/2), Krischer (6), Hoeck (2), M. Rüther (2). J. Schmidt, Kraus, Goldbach, Luca.


Trainerstimmen

Yannick Brockhaus, Interimscoach RE Schwelm: „Ich bin extrem erleichtert, dass wir dieses schwierige Spiel noch umgebogen haben. Warstein hat mich überrascht, war ein wirklich guter Gegner, der eigentlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben sollte. Was der Torwart des VfS in Halbzeit eins gehalten hat, war überragend und gab den Ausschlag dafür, dass wir so lange hinterher laufen mussten. Letztlich hat uns, obwohl wir ja auch nur sieben Feldspieler eingesetzt haben, die bessere Physis gerettet. Die intensiven Athletikeinheiten am Dienstag, für die uns unsere Spieler hassen, haben sich diesmal voll ausgezahlt.“

Zoran Kaseric, Trainer VfS 59 Warstein: „Wenn man so lange vorn gelegen hat, tut es besonders weh, wenn man am Ende ohne Punkte heimfahren muss. Das war jetzt nach der Niederlage in Gevelsberg und dem Remis in Lössel schon das dritte knappe Match, in dem wir einen Sieg aus der Hand gegeben haben. Ich kann nur hoffen, dass uns diese Punkte am Ende nicht fehlen. Es sah lange so aus, als könnte wir den Coup gegen Herdecke wiederholen, doch diesmal hat die Chancenverwertung deutlich nachgelassen. Unser Rückzugsverhalten war nicht gut, dadurch haben wir viele einfache und zu schnelle Gegentore kassiert. Uns fehlten Tore von den Flügeln und dem Kreis.“

Soester Anzeiger, 26.03.2024, Text: Bernd Grossmann, Fotos: Anna Clewing

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