"Moral der Truppe macht Hoffnung"
Warstein – Viel hat nicht gefehlt an einer kleinen Sensation, ausgerechnet beim Tabellenzweiten den ersten Auswärtspunkt der Saison zu holen: Obwohl Warsteins Landesligahandballer mit Lars Schmidt auf ihren Haupttorschützen verzichten mussten, hielten sie in Halingen bis zur Schlussphase mit. Es spricht Bände, dass der Trainer des Siegers deutlich unzufriedener war als sein unterlegener Kollege.
Landesliga 4: TV Westfalia Halingen – VfS 59 Warstein 30:26 (12:11).
Zwar war auch der TVH personell nicht in Bestbesetzung aufgestellt, aber er konnte zumindest all seine Leistungsträger aufbieten, während der VfS auf den erkrankten und wegen Antibiotika-Einnahme mit einem Sportverbot belegten Torjäger Lars Schmidt verzichten musste. Der Rückraum bestand somit nur aus Joel Krischer, Mittelmann Nils Schmidt und Philip Schröder, der gleich mit zwei harmlosen Aufsetzern begann. Der geharzte Ball bereitete aber auch seinen Teamkollegen allerhand Schwierigkeiten.
Die überschaubare Durchschlagskraft im Angriff kompensierten die Warsteiner unter großem Beifall der Vereinskollegen (die „Dritte“ hatte das Vorspiel bestritten) und mitgereisten Fans durch leidenschaftliche und dabei stets faire Defensivarbeit. Nur eine einzige Zeitstrafe kassierten die Gäste, die sich an den tollen Paraden ihres Keepers Niklas Schmidt hochziehen konnten. Acht schwere Würfe wehrte Warsteins Nummer eins im torarmen ersten Abschnitt ab und leitete mit einer Doppelparade beim Stande von 8:6 die beste Phase seines Teams ein, die mit einem Doppelschlag seines Bruders Nils die erste Führung (9:8) brachte.
Halingen lebte von der individuellen Stärke seiner Rückraumasse Bichmann und Voß, konnte aber nur deshalb mit knappem Vorsprung in die Pause gehen, weil Krischers letzter Wurf am Innenpfosten landete.
Erwartungsgemäß erhöhte die Westfalia nach dem Seitenwechsel das Tempo, denn Coach Kai Harbach war nicht entgangen, dass der VfS seine Startformation hatte durchspielen lassen. Warstein tat sich schwer, Halingens Hauptschützen am Abschluss zu hindern, kassierte Treffer im Minutentakt und sah beim 19:14 schon wie der sichere Verlierer aus. Doch die Umstellung von Kaseric, Schröder auf die linke Seite zu beordern, trug Früchte. Über 19:16 kämpfte sich Warstein heran, bekam nach Krischers abgefangenem Gegenstoß sogar Oberwasser, weil jetzt auch Kreisläufer Jonas Schmidt zum Faktor im Angriff wurde. Er und Schröder erzwangen dreimal den Gleichstand, nach 51 Minuten war somit völlig offen, wer die gut besuchte Mehrzweckhalle in Menden-Halingen als Gewinner verlassen würde. Die hohe Intensität ging allerdings an die Substanz, denn von der Startsieben erhielt nur Nils Schmidt mit der Einwechselung von Jannik Becher für acht Minuten eine Pause, die ihm leider nicht gut bekam, denn er scheiterte beim Stande von 24:23 per Siebenmeter – der Knackpunkt des Matches. Die Westfalia zog auf 28:25 davon, beantwortete Krischers Gegenstoß-Solo mit dem abschließenden Zweierpack von Rechtsaußen Richard.
Der hohe Favorit kam also doch noch zu seinem Pflichtsieg. Und der VfS machte sich zwar erhobenen Hauptes, aber ohne Zählbares auf den Heimweg, steht deshalb in den folgenden Heimspielen gegen Volmetal II und Olpe mächtig unter Druck.
TRAINERSTIMMEN
„Kompliment an Warstein“
Kai Harbach, Trainer Westfalia Halingen: „Die Punkte nehmen wir gerne mit, aber mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich über weite Strecken nicht zufrieden. Wir haben es bis auf die Anfangsphase der zweiten Hälfte nicht geschafft, dem dünn besetzten Gegner unser Tempospiel aufzuzwingen. Dass wir nach dem 19:14 noch um den Sieg bangen mussten, hat mir gar nicht gefallen. Kompliment an Warstein für eine clevere und kampfstarke Vorstellung.“
Zoran Kaseric, Trainer VfS Warstein: „Ich bin stolz auf meine Jungs, die sich voll ins Zeug gelegt haben. Gerade weil es defensiv so gut lief in Halbzeit eins, habe ich auf die Einwechselungen von Jannis Luca und Julius Rüther verzichtet. Zwangsläufig sind uns in der Schlussphase die Beine schwer geworden, konnten wir freie Würfe der Halinger nicht mehr verhindern. Die Moral der Truppe macht mir Hoffnung, dass wir in den letzten Spielen des Jahres noch einige Punkte sammeln werden, was ja angesichts unserer Tabellensituation auch dringend nötig ist.“
Statistik
Torfolge: 1:2 (7.), 5:3 (12.), 8:5 (18.), 8:9 (21.), 12:11 (HZ), 19:14 (37.), 20:16 (39.), 20:18 (43.), 21:21 (49.), 23:23 (52.), 24:23 (52.), 25:24 (55.), 26:25 (55.), 28:25 (58.), 28:26 (59.).
Schiedsrichter: Serkan Kahraman/Markus Schürhoff (Drolshagen). Zeitstrafen: TVH 0, VfS 1. Siebenmeter: TVH 3/3 VfS 2/1. Zuschauer: 160.
TVH: Allhoff (24. Krause), Voß (11), Bichmann (9/3), Richard (4), Rosenbaum (4), Jungemann (1), Klisch (1), F. Köhler, Reichert, Kammermeier.
VfS: Niklas Schmidt, Schröder (9), Krischer (6), Nils Schmidt (5/1), J. Schmidt (3), Hoeck (2), Kraus (1), Becher, Julius Rüther, Jannis Luca
Soester Anzeiger, 13.11.2023, Text: Bernd Grossmann, Fotos: Anna Clewing
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