"Wir müssen flexibler werden"

Warstein – Noch nie in der Geschichte der Handball-Landesliga war der Kampf um den Klassenverbleib so heftig wie in der Saison 2023/24, in der mindestens die letzten sechs Teams der 14er-Staffeln absteigen müssen, weil es ja eine Jahr danach nur noch drei statt vier Landesliga-Gruppen geben wird. „Das wird eine riesige Herausforderung, der wir uns aber mit viel Vorfreude und gesundem Selbstvertrauen stellen werden“, verrät Tobias Nagel.
Der Co-Trainer des VfS Warstein, der am Freitag die Einheit für den im Kurzurlaub befindlichen Chefcoach Zoran Kaseric leitete, baut seine Zuversicht auf zwei Säulen: Die mannschaftliche Geschlossenheit eines Teams, das personell völlig unverändert bleibt und zum Großteil schon seit Jahren zusammenspielt, und der Heimvorteil in der harzfreien Halle. „Es bleibt zwar auswärts weiterhin schwierig, sich auf Haftmittel einzustellen, die man selbst daheim nicht verwenden darf. Andererseits hat die letzte Spielzeit aber gezeigt, dass sich die Gästeteams enorm schwer tun, bei uns zu gewinnen“, verrät Nagel, dass der VfS auf jeden Fall noch in der kommenden Saison seinen Sonderstatus in der Liga behalten wird.

Ändern soll sich beim VfS trotzdem einiges. Damit ist vor allem die Spielweise gemeint. „Wir kennen unsere Schwachstellen und sind intensiv dabei, sie zu beheben. Wir müssen flexibler werden, dürfen uns nicht zu sehr auf unsere Rückraum-Torjäger verlassen“, meint Nagel. In den drei wöchentlichen Übungseinheiten, die Warsteins Handballer aktuell absolvieren, geht es in erster Linie um technische Abläufe, wird vermehrt das Tempospiel aus der Abwehr heraus geübt, damit die Flügelspieler noch häufiger zum freien Abschluss kommen. Aber auch im aufgebauten Angriff soll, wenn der Spielzug angesagt ist, mit mehr Tempo kombiniert werden, um Lücken in den gegnerischen Defensivverbund zu reißen. Dadurch würden sich auch mehr Passmöglichkeiten an den Kreis ergeben, der in der letzten Saison viel zu selten zum Abschluss gekommen war.
Dienstags und freitags wird in der Halle trainiert, am Samstag geht es nur teilweise nach draußen. „Die konditionellen Grundlagen müssen sich die Spieler schon außerhalb unserer Übungseinheiten holen, unser Fokus liegt auf dem Verbesserung des taktischen Verhaltens und der Variabilität der Offensive“, stellt Nagel klar, dass seine Schützlinge eine hohe Eigenverantwortung für ihre körperliche Fitness tragen.
Dass künftig nur noch 14 statt 16 Akteure auf dem Spielberichtsbogen stehen dürfen, sieht Nagel nicht als Nachteil an: „Unser Kader ist ohnehin nicht so breit. Und Fünf-Minuten-Einsätze bringen ja keinen Spieler wirklich weiter.“

Weiterbringen aber soll es die Talente aus der A-Jugend, dass sie voll bei der „Ersten“ mittrainieren können. „Wir binden die Jungs frühzeitig ein, denn sie sind unsere Zukunft. Außerdem können wir so rasch erkennen, wer vielleicht schon in der kommenden Spielzeit für Einsätze im Landesligateam infrage kommt“, sagt Nagel.
Das Testspielprogramm des Vizemeisters ist nicht gerade üppig, aber anspruchsvoll. Am 15. Juli wird Landesliga-Absteiger TSV Schloß Neuhaus erwartet, am 29. Juli reist der VfS nach Neuenkirchen zum Meister der Staffel 3. Am 5. August steht das attraktive Heimspiel gegen den Lokalrivalen und Verbandsliga-Aufsteiger SG Ruhrtal an, zur Generalprobe fahren Schmidt und Co, am 12. August zum zweiten heimischen Verbandsliga-Aufsteiger DJK SG Bösperde.
Den Punktspielstart am 26. August gegen den TV Olpe will der VfS verlegen, weil sich zahlreiche Stammkräfte in der Annahme, die Serie beginnt erst im September, in Urlaub befinden. Vermutlich geht es also erst eine Woche später mit einem Gastspiel beim RSVE Siegen los.
Soester Anzeiger, 04.07.2023, Text: Bernd Grossmann, Fotos: Elmira Clewing
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