Mehr Körner

Soester Anzeiger, Bernd Großmann
Warstein – Die Bezirksliga-Handballer des VfS Warstein sind auf dem besten Wege, sich als einziger Verfolger des Spitzentrios zu etablieren. Nach dem emotionalen Derbysieg beim TV Arnsberg, der durch die angekündigten Abgänge von Jonas Erk und Johannes Dame im Schockzustand schwebt, gestern aber durch drei Tore in den letzten 80 Sekunden noch ein Remis beim kommenden VfS-Gast CVJM Gevelsberg ergatterte, nahm der VfS auch die unangenehme Hürde bei Neuling Linscheid-Heedfeld, verkürzte damit den Rückstand zum Rangzweiten Attendorn-Ennest auf fünf Zähler.
Handball-Bezirksliga: TuS Linscheid-Heedfeld – VfS 59 Warstein 22:29 (12:13). Der vermeintlich so üppige VfS-Kader hatte sich bei der Anreise ein wenig gelichtet, denn neben dem erkrankten Kreisläufer Enes Gröne fehlten auch Linkshänder Simon Kraus (Arbeit) und Joel Krischer (Studium), so dass Trainer Zoran Kaseric zur Notlösung gezwungen war, Nils Schmidt auf dem rechten Flügel einzusetzen. Der Plan, den TuS sofort einzuschüchtern und dessen Abwehr durch dynamische Rückraumaktionen zu lockern, ging schief, denn weder Lars Schmidt noch Jannik Becher kamen am hünenhaften Keeper Scheppan vorbei. Erst nach einem 1:3-Rückstand lief es besser, glückten zudem drei Treffer in Serie durch Ballgewinne oder Paraden von Hendrik Hilwerling über die erste und zweite Welle. Nach dem 4:6 (12.) stockte der Angriffsschwung, weil auch der eingewechselte Philip Schröder zunächst nicht genau genug zielte. Linscheid-Heedfeld fand hingegen Lücken, die neben dem routinierten Opolcer auch Nachwuchskraft Brunke und der zweikampfstarke Behan nutzten. Der VfS geriet wieder in Rückstand (8:9), fand dann aber die Lösung mit gescheiten Zuspielen an Kreisläufer Marvin Becher und legte zum 12:10 vor. Nach dem 12:12, ermöglicht durch zwei Abwehrpatzer von Aaron Wiley, sorgte Schröder für die knappe Pausenführung des Favoriten, der nach dem Seitenwechsel zwar einige Zeitstrafen kassiertem in diesen Phasen aber besonders konzentriert agierte. Jannik Becher glückte mit dem einzigen Siebenmeter für den VfS das 15:18. Und auch, als Jonas Schmidt und der auf der Bank protestierende Hilwerling quasi zeitgleich zwei Minuten kassierten, gelang es den Warsteinern, diese kritische Phase beim Stande von 21:23 schadlos zu überstehen. Niemand konnte ahnen, dass Opolcers 22:23 schon der letzte Treffer für die Gastgeber sein würde. Die waren zwar mit ihren Kräfte am Ende, kamen selbst mit einem Gegenstoß nicht an Niklas Schmidt vorbei. Wirklich aufatmen durfte der VfS aber erst, als dem jetzt nicht mehr in Manndeckung genommenen Lars Schmidt das 22:25 (57.) gelang. Jetzt war der Bann gebrochen, traf der Gast nach Belieben, sorgte Lars Schmidt in letzter Sekunden mit einem erfolgreichen Wurf hinter der Mittelinie für den krönenden Abschluss einer starken Endphase, die ein wenig darüber hinwegtäuschte, wie hart für diesen Auswärtssieg gekämpft werden musste.
TuS: Scheppan, Brunke (6), Opolcer (6/2), Schneider (3), Behan (3), de Bie (2), Schubert (1), Schriever (1), Jens, Lausberg, Buyna, Nagel.
VfS: Hilwerling (31. Nik. Schmidt), L. Schmidt (9), M. Becher (4), Schröder (4), J. Becher (4/1), Pieper (3), F. Kraus (2), Nils Schmidt (2), J. Schmidt (1), Wiley.
Schiedsrichter: Binder/Hübner (Schalksmühle). Zeitstrafen: TuS 1, VfS 4. Siebenmeter: TuS 3/2, VfS 1/1. Zuschauer: 55.
Torfolge: 1:1 (3.), 3:1 (7.), 4:3 (9.), 4:6 (12.), 7:6 (18.), 9:10 (26.), 10:12 (29.), 12:13 (HZ), 15:18 (38.), 20:21 (43.), 22:23 /49.), 22:25 (57.).
Stimmen zum Spiel
TuS-Trainer Heiko Fischer: „Angesichts unserer Personalprobleme war abzusehen, dass wir konditionelle Schwierigkeiten bekommen würden. Wir haben das phasenweise gut gemacht, konnten uns auf Keeper Scheppan verlassen. Vorne hat der junge Brunke ein Bombenspiel gemacht. Leider war Opolcer nicht ganz fit und sind Schubert und de Bie weit unter ihren Möglichkeiten geblieben. Warstein hat verdient, aber deutlich zu hoch gewonnen.“
VfS-Trainer Zoran Kaseric: „Durch die vielen Fehlwürfe in der Anfangsphase haben wir Mühe, unseren Rhythmus zu finden. Zum Glück hat die Abwehr weitgehend gut gearbeitet, konnte man sich auch auf unsere Torhüter verlassen. Unsere Rückraumschützen haben eine lange Anlaufzeit gebraucht, aber dann so richtig gezündet. Wir haben darauf gebaut, dass wir am Ende mehr Körner haben würden. Ich bin froh, dass wir dieses unangenehme Auswärtsspiel zur Fußballzeit noch so souverän gewinnen konnten. Jetzt wollen wir gegen CVJM nachlegen, auch wenn uns die Becher-Brüder fehlen werden.“
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