Jetzt winkt echtes Endspiel
Warstein – Festtagsstimmung in der Dreifachturnhalle: Die Handballer des VfS Warstein haben in einer dramatischen und im zweiten Abschnitt hochklassigen Landesliga-Partie den Tabellenvierten aus Brechten mit den letzten Kraftreserven bezwungen. Die Warsteiner legten damit die Basis für ein echtes Endspiel um den Gruppensieg am Samstag, 29. April, beim spielfreien Spitzenreiter Bösperde (Anwurf 15.30 Uhr).
Landesliga 4: VfS 59 Warstein – TV Brechten 31:27 (12:10).
Der Vereinskassierer hatte alle Hände voll zu tun, denn da weder die SG Ruhrtal noch die benachbarten Bezirksligisten Arnsberg, Neheim und Sundern im Einsatz waren, sorgten zahlreiche neutrale Besucher und die stattliche Fangemeinde aus Brechten für eine prall gefüllte Halle. Beide Mannschaften schien die Kulisse zunächst zu hemmen. Dem TVB merkte man an, dass er sich erst einmal an den ungeharzten Ball gewöhnen musste. Neben Fangfehlern und Rückraum-Würfen weit über den Kasten produzierten die Gäste einige Fehlpässe, von denen die Warsteiner jedoch kaum profitierten, weil auch sie nervös agierten und mehrfach frei vor dem langen Keeper Meyer, der zum Beispiel den Siebenmeter-Heber von Nils Schmidt locker wegpflückte, vergaben.
Gästecoach Björn Sude reagierte früh mit Auswechselungen, während sein Kollege Zoran Kaseric auf seine Startbesetzung baute, die auch stets vorlegte (3:1, 6:4, 9:7). Vor allem Joel Krischer war von der Gästeabwehr schwer zu bändigen, während Lars Schmidt so seine Probleme mit den zweimal auf Schrittfehler entscheidenden Unparteiischen aus Olpe hatte. Mit einem spektakulären Rückhandwurf brachte Gerlach die Brechtener zum 10:9 heran und glich wenig später sogar aus. Die mögliche Gästeführung vergab Herbeck, der mit einem Siebenmeter und Nachwurf am glänzend abwehrenden Keeper Niklas Schmidt scheiterte. Dessen Brüder Lars und der das gesamte Match am Kreis spielende Jonas sorgten für einen Warsteiner Zwei-Tore-Vorsprung zur Pause.
In der tankten beide Seiten reichlich Energie und erhöhten die Schlagzahl. Brechten brauchte gerade mal 14 Minuten, um seine Torausbeute zu verdoppeln, was vor allem an den zahlreichen Siebenmetern lag. Auch Warsteins Trefferquote ging nach oben, weshalb die Gäste ihren Keeper tauschten. Nach 44 Minuten bejubelte der TVB-Anhang zum 20:21 die erste Führung seines Teams, sprach viel dafür, dass die deutlich breitere Bank der Gäste den Ausschlag geben könnte. Dem aber stand Warsteins Kampfgeist entgegen.
Der nun treffsicherere Florian Hoeck sowie Krischer mit einem Gegenstoß sorgten in Unterzahl für das 22:21, Nils Schmidt verwandelte im Nachwurf einen Siebenmeter zum 23:22.
Auch weitere Rückschläge wie die zweite Zeitstrafe gegen Lars Schmidt (49.), der wie sein Gegenspieler nach einem freien Ball am Kreis gehechtet war, steckte der VfS weg, weil erneut Hoeck in Unterzahl zum 24:23 (50.) traf, was später auch Nils Schmidt zum 26:25 (53.) gelang. Der so lange wegen seiner Schulterbeschwerden aussetzende Mittelmann krönte seinen Kurzeinsatz mit dem vom Punkt aus erzielten 28:26 (58.) und durfte wenig später seinen Bruder Niklas feiern, der zum zweiten Mal einen Siebenmeter entschärfte (58.). Herbecks Nachwurf auf die Latte war aus Brechtener Sicht der Anfang vom Ende, denn gegen die jetzt offensivere TVB-Abwehr machten der trotz seiner Erkältung stark aufspielende Philip Schröder per Doppelschlag zum 30:26 eine halbe Minute vor der Schlusssirene den Sieg perfekt.
Simon Kraus sorgte aus spitzem Winkel in der letzten Sekunde zum 31:27-Endstand für das Sahnehäubchen auf eine Warsteiner Leistung, die die Bösperder „Spione“ nachdenklich den Heimweg antreten ließ.
Trainerstimmen
Zoran Kaseric, Trainer VfS 59 Warstein: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, denn sie hat sich mit einen Minikader gegen einen starken Gegner durchgesetzt. Ich hatte ganz wenige Wechselmöglichkeiten, weshalb es so wichtig war, dass meine Stammbesetzung am oberen Limit spielt. Dass Nils Schmidt am Freitag sein Okay gab, richtig mitspielen zu können, war in der Endphase sehr wertvoll. Jetzt freuen wir uns auf ein weiteres geiles Match in Bösperde.“
Björn Sude, Trainer TV Brechten: „Das war ein tolles Match, das die Zuschauer begeistern konnte. Beide Mannschaften haben bis zum Umfallen gekämpft. Mir ist rätselhaft, wie Lars Schmidt und Philip Schröder, obwohl doch völlig entkräftet, in der Schlussphase noch solche wuchtigen und platzierten Würfe zustande bringen konnten. Da muss man auch mal dem Gegner Respekt für eine starke kämpferische Leistung zollen.“
Soester Anzeiger, 17.04.2023, Text: Bernd Grossmann, Fotos: Rebecca Struff / Lion Hildebrandt
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