„Hier regiert der VfS“
- Chris Martin
- 11. Feb.
- 5 Min. Lesezeit
32:26-Derbysieg in Arnsberg / Elf Johansmann-Tore / 500 Zuschauer

Warstein/Arnsberg – Einen schöneren Ort als die voll besetzte Arnsberger Rundturnhalle hätten sich die Handballer des VfS Warstein gar nicht wünschen können, um das Dutzend an Siegen vollzumachen und Verfolger Brechten eine weitere Hoffnung zu nehmen, dass der Bezirksliga-Spitzenreiter vor dem Gipfeltreffen am 15. März straucheln könnte. Gut 40 Minuten hielt der Lokalrivale mit, dann setzte sich der VfS auf bis zu acht Toren ab, wurde vor allem der überragende Neuzugang Sören Johannsmann gefeiert.
Bezirksliga: TV Arnsberg – VfS 59 Warstein 26:32 (17:17).
Die rund 150 mitgereisten VfS-Fans hatten schon zu Beginn des Derbys allen Grund zur Freude, denn ihre Mannschaft bekam nach zweimaligem Rückstand das Geschehen in den Griff. Johannsmann war sofort auf Betriebstemperatur und traf viermal zum 3:5. Und es waren erst zwölf Minuten gespielt, als Nils Schmidt zum 3:7 erhöhte. Sollte der VfS wie im 35:21-Sieg Hinspiel einen Klassenunterschied deutlich machen können?
Weit gefehlt, denn Arnsberg hielt fortan nicht nur kämpferisch dagegen, sondern überzeugte auch spielerisch und robbte sich über 6:8 heran, schaffte mit einem 3:0-Lauf sogar den 12:12-Ausgleich, wobei sich Paul Geyer mehrfach hervortat. Zudem zahlte sich die Einwechselung von Spielmacher Alex Blanke aus, der bis zum Seitenwechsel dreimal traf.

Das Unentschieden zum Seitenwechsel sicherte allerdings Silas Hennecke, dessen Distanzwurf in letzter Sekunde den glücklosen Niklas Schmidt überraschte. VfS-Coach Zoran Kaseric nutzte die Pause, um seine Schützlinge eindringlich auf ihre Nachlässigkeiten im Defensivbereich hinzuweisen.
Und die hatten offenbar gut zugehört, denn in puncto Beweglichkeit und Kompaktheit agierten sie in Durchgang zwei deutlich besser. Das schnelle 18:21 schien, den Weg zu weisen, aber Arnsberg hatte zwei Glücksmomente, als die Würfe von Hennecke und Stratenschulte, der einen Einwurf mit Sprung in den Kreis verwandelte, das 20:21 bescherten.
Nervös machte das den Spitzenreiter nicht. Und auch die rote Karte für Maxi Rüther, der Willi Hesse beim Stoppen der schnellen Mitte rustikal erwischte, steckte der VfS weg. Ob die zusätzliche Zwei-Minuten-Strafe gegen den schon des Feldes verwiesenen Rüther regelkonform war, spielte letztlich keine Rolle, denn Warstein hatte mit seinen nur acht eingesetzten Feldspielern mehr Kraft als der verzweifelt anrennende TVA.
Der unermüdlich mit dynamischen Einzelaktionen Lücken reißende Johannsmann blieb größter Unruheherd für die Arnsberger Abwehr, aber auch die Flügelspieler Florian Hoeck und Simon Kraus sowie die Spielmacher Joel Krischer und Nils Schmidt, der es trotz einiger technischer Fehler auf acht Tore brachte, hatten ihren Anteil daran, dass aus dem 22:24 binnen fünf Minuten ein 23:30 wurde.

Und das Highlight sollte noch folgen, denn Hoeck schaltete gegen die jetzt mit siebtem Feldspieler ihr Glück versuchenden Hausherren nach Ballgewinn blitzschnell um und traf vom eigenen Kreis aus zum 23:31 ins Netz. TVA-Keeper Lukas Wennmann verletzte sich bei seinem missglückten Rettungsversuch.
Im Gefühl des sicheren Sieges ließ die Konzentration beim Tabellenführer nach. Obwohl sich jetzt Fehlwurf an Fehlwurf reihte, skandierten die glückseligen Fans schon weit vor dem Abpfiff ihre „Derby-Sieger, Derbysieger“- und „Auswärtssieg, Auswärtssieg“-Rufe und beschlossen ihre Jubelgesänge mit der Feststellung: „Hier regiert der VfS“.
Statistik
Torfolge: 2:3 (6.), 3:7 (12.), 7:10 (15.), 12:12 (22.), 15:16 /26.), 17:17 (HZ), 18:18 (35.), 18:21 (38.), 20:21 (42.), 22:24 (45.), 23:28 (48.), 23:31 (51.), 25:31 (54.).
Zuschauer: 500.
Schiedsrichter: Thomas Fröhlich/Sascha van der Wejden (Letmathe/Schalksmühle).
Zeitstrafen: TVA 7, VfS 5.
Rote Karte: Maximilian Rüther (44./VfS).
Siebenmeter: TVA 3/3, VfS 5/6.
TVA: Johannes Drees, Lukas Wennmann; Paul Geyer (5), Felix Stratenschulte (5), Alexander Blanke (4/3), Jannit Tiemann (3), Oscar Assmann (3), Silas Hennecke (2), Willi Hesse (1), Dennis Bartenstein (1), Robin Bause (1), Johannes Mevenkamp (1).
VfS: Niklas Schmidt, Hannes Stollberg (n.e.) im Tor; Sören Johannsmann (11), Nils Schmidt (8/5), Simon Kraus (4), Florian Hoeck (4), Joel Krischer (3), Philip Schröder (2), Max Bornemann, Maximilian Rüther, Jan Clewing.
Trainerstimmen

Zoran Kaseric, Trainer VfS Warstein: „Ich bin glücklich darüber, dass wir dieses schwierige, weil besonders emotional aufgeladene Match erfolgreich hinter und gebracht haben. Wir sind zwar gut ins Spiel gekommen, haben aber Arnsberg aufgrund unserer löchrigen Abwehr wieder herankommen lassen. 17 Gegentore bis zur Pause sind deutlich zu viel. Erst Mitte der zweiten Hälfte lief es dann wie gewünscht, konnten wir gegen den kräftemäßig nachlassenden TVA relativ rasch den entscheidenden Vorsprung herauswerfen. Sören Johannsmann hat gezeigt, welch wertvolle Verstärkung er für uns sein kann.“

Jan Klute, Trainer TV Arnsberg: „Trotz der verdienten Niederlage bin ich mit der Einstellung und Leistung meiner Mannschaft zufrieden, sie hat die von mir nach der Schlappe in Neheim geforderte Reaktion gezeigt und dem Spitzenreiter alles abverlangt. Genau so müssen wir weitermachen, um die Liga zu halten und dann nächste Saison wieder gegen den VfS zu spielen, denn für mich bleibt Brechten der Titelfavorit. Uns haben zehn schwache Minuten in Halbzeit zwei das Genick gebrochen, außerdem haben wir kein Mittel gegen Warsteins Neuzugang gefunden, der war deren Lebensversicherung.“
„Noch nie vor so vielen Leuten gespielt“
Stimmen zum Bezirksliga-Derby TV Arnsberg gegen VfS Warstein
Warstein/Arnsberg – Die Stimmen zum 32:26-Sieg des VfS Warstein im Bezirksliga-Derby beim TV Arnsberg.
Florian Hoeck, Mannschaftskapitän VfS Warstein: „Arnsberg hat gegen uns immer 30 Prozent mehr im Koffer. Es war richtig schön, geile Derbystimmung. Wir haben uns in der ersten Halbzeit nicht belohnt. Nach der Pause haben wir konzentrierter gespielt. Am Ende fehlten Arnsberg die Körner.“
Sören Johannsmann, elffacher Torschütze VfS Warstein: „Es war richtig geil. Ich habe noch nie vor so vielen Leuten gespielt. Die ganze Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit gezeigt, was sie kann, nachdem es zu Beginn etwas knifflig war. Lars Schmidt hat mir die Rückennummer 5 ganz ehrlich anvertraut. Es war schon eine Bürde (lacht).“
Fabian Stratenschulte, fünffacher Torschütze TV Arnsberg: „Auf dieses geile Derby haben wir lange warten müssen. Es hat riesigen Spaß gemacht, vor voller Tribüne den Tabellenführer so lange zu fordern. Leider konnten wir unser Niveau in Halbzeit zwei nicht halten, aber das Spiel macht uns dennoch Mut für den Rest der Saison.“
Niklas Schmidt, Torwart VfS Warstein: „Die Abwehr hat erste Halbzeit nicht gepasst. Da lief fast gar nichts zusammen. Im Laufe des Spiels wurde es dann besser. Ein, zwei Bierchen werden wir uns nach so einem Sieg heute schon noch nehmen.“
Philip Schröder, Routinier im Team des VfS Warstein: „Hoffentlich hält die Serie noch lange – im besten Fall bis zum Ende der Saison. Wir kommen gut ins Spiel, machen uns dann selbst das Leben schwer. Nach der Pause haben wir dann mehr Konsequenz an den Tag gelegt. Ein Derbysieg muss gefeiert werden, auch wenn es eine schwere Geburt war.“
Lukas Wennmann, Torwart des TV Arnsberg mit schmerzhaftem Kurzeinsatz: „Das war von der Intensität und Leidenschaft eins unserer besten Spiele in dieser Saison. Wir sind ganz anders aufgetreten als in Warstein. Ich bin nicht sauer, dass ich lange auf der Bank gesessen habe, denn Johannes Dress hat prima gehalten. Wir haben bis zuletzt um ein gutes Ergebnis gekämpft. Genau so müssen wir in Huckarde weitermachen.“
Joel Krischer, Leistungsträger VfS Warstein: „Wir haben uns alle das ein bisschen leichter vorgestellt. Man merkt, dass der Innenblock sich noch einspielen muss. Es sind diese Saison zwei Mannschaften, die herausstechen. Wenn man an unsere letzten Entscheidungsspiele denkt, kommen schlimme Erinnerungen hoch. Wir haben es gegen Brechten aber selbst in der Hand.“
Maximilian Rüther, VfS Warstein, in der 44. Minute mit „Rot“ hinausgestellt: „Durch die A-Jugendlichen kommt viel Schwung rein. Die Halbzeitpause hat uns geholfen, danach war neuer Drive drin. Totaler Quatsch aus meiner Sicht die rote Karte. Es macht Spaß mit den Jungs. Das war schon immer unsere große Stärke.“
Ingo Willeke, Co-Trainer TV Arnsberg, mit Blick auf VfS-Neuzugang Sören Johannsmann: „Wo kommt denn dieser Halblinke her, den hatten wir nicht auf dem Schirm. Ansonsten haben wir deutlich besser verteidigt als im Hinspiel oder in Neheim, es hat mir Freude bereitet, den Jungs zuzuschauen, sie haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten und Warstein lange geärgert.“
Soester Anzeiger, 10.02.2025, Text: Bernd Grossmann, Fotos: Thorsten Heinke
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