"Ein Spiel mit Strahlkraft"
Warstein – Mit einem Mini-Kader zum maximalen Erfolg: Was die Handballer des VfS Warstein bei ihrem 31:27-Sieg im Spitzenspiel der Landesliga gegen den Tabellenvierten Brechten geleistet haben, gehört zu ihren besten Saisondarbietungen.
„Das Spiel am Wochenende hat gezeigt, dass mit uns auf jeden Fall zu rechnen ist. Wir haben jetzt so eine positive Halbwelle gekriegt, dass wir wieder den Drive nach oben haben“, sagte Benedikt Furmaniak, Sportlicher Leiter Herren, am Montag. Auch der Besuch mit rund 300 Zuschauern, darunter Handballexpertise aus Arnsberg, Sundern, Bösperde, Meschede, Bigge-Olsberg und Lippstadt, erfreute ihn: „Da merkt man, dass solch ein Spiel schon Strahlkraft hatte.“
Fünf Wochen nach dem dünnen 19:19-Remis gegen Unna-Massen, dem einzigen Punktverlust in eigener Halle, präsentierten sich die Schützlinge des Trainergespanns Zoran Kaseric/Tobias Nagel in hervorragender Verfassung. Bemerkenswert, wie der VfS fünf Zeitstrafen und acht Siebenmeter gegen sich wegsteckte, gerade bei numerischer Unterlegenheit clever agierte und zu Toren kam.
Die offensive Steigerung in Durchgang zwei war dringend nötig, weil die das Tempo erhöhenden, sage und schreibe 13 Feldspieler einsetzenden Brechtener oft über die zweite Welle oder Schnelle Mitte zum Erfolg kamen. Die Frage war, wie sehr das Match an den Kräften des Stammpersonal zehren würde. Weil die Rüther-Brüder Maximilian und Julius sowie Marvin Becher, Jannis Luca und Stanko Simovic nicht einsetzbar waren, blieben nur Jannik Becher und Siebenmeter-Spezialist Nils Schmidt, der nach langer Schulterproblematik erst am Freitag sein Okay für einen Einsatz gegeben hatte, als Einwechselspieler übrig.
Konsequent, dass Gästecoach Björn Sude ab Mitte der zweiten Hälfte auf offensivere Deckung umstellte, weil er davon ausging, dass die Warsteiner Hauptangreifer Lars Schmidt und der unter der Woche mit einer Erkältung kämpfende Philip Schröder platt sein würden. Doch die Rechnung ging nicht auf, denn Lars Schmidt blühte auf, krönte seine Zweikampfsiege mit erfolgreichen Abschlüssen. Und Schröder tat eine kurze Erholungspause ebenfalls gut – er hämmerte zwei Würfe zum entscheidenden 30:26 unter die Latte. Nicht minder wichtig, dass auch Joel Krischer zur Hochform auflief und ebenfalls sieben Treffer beisteuerte.
Benedikt Furmaniak sagte zur Energieleistung am Spielende: „Was ich gesehen habe: Physisch ist die Mannschaft wieder sehr gut drauf. Mich hat verwundert, wie man zum Schluss solche Würfe raushauen kann.“
Dass Warstein es weiterhin in der Hand hat, als Vorjahresaufsteiger den Titel zu holen, nahm Trainer Zoran Kaseric am Samstag mit einem leichten Schmunzeln zur Kenntnis, vermied aber eine Kampfansage an Bösperde, wo in zwei Wochen eine Art Endspiel (Warstein muss danach noch gegen Absteiger Schwerte antreten) steigt.
Noch liegt der VfS mit 24:8 Punkten zwei Minuszähler hinter Bösperde (26:6), würde im Falle eines Sieges aber bei Punktgleichheit durch den gewonnenen direkten Vergleich (Warsteiner 30:28-Erfolg im Hinspiel) wieder Tabellenplatz eins erlangen.
Warsteins Ausgangslage könnte sich am kommenden Samstag verbessern, wenn Bösperde in Brechten antritt. „Die Bösperder haben ein richtig schweres Spiel vor der Brust und werden sich in Brechten mächtig strecken müssen“, so Furmaniak.
Der VfS-Spielwart rechnet mit einer großen Zahl an Fans, die sich am Samstag, 29. April, mit auf den Weg nach Bösperde machen. Der Vorstand überlegt mit zwei Bussen – einer für die Spieler, einer für die Fans – die Sporthalle in Bösperde anzusteuern, wo am Doppelspieltag zunächst ab 15.30 Uhr das Kreisliga-Match zwischen Bösperde II und Warstein II ausgetragen wird, ehe um 19.30 Uhr das Landesliga-Spitzenspiel steigt.
Furmaniak: „Natürlich wollen wir die Spannung hoch halten und das Spitzenspiel gewinnen. Wenn es aber nicht so sein sollte, dass wir uns für die Relegation qualifizieren, dann ist es trotzdem eine sehr, sehr gute Saison. Denn als Aufsteiger werden wir die Saison dann wahrscheinlich auf Tabellenplatz zwei abschließen – das ist für uns schon mehr als ein Erfolg. Auch nach einer überragenden Bezirksligasaison war nicht damit zu rechnen, dass wir so eine dominierende Landesligasaison spielen würden. Das zeigt, dass wir als Verein sehr, sehr gut da stehen. Es macht Spaß, für solch einen Verein zu arbeiten.“
Sollte Warstein die Chance zum Gewinn der Meisterschaft in der Landesliga 4 nutzen, würde sich das Team für die Aufstiegsrelegation zur Verbandsliga qualifizieren. Die besteht aus einem Hin- und Rückspiel am 27./28. Mai sowie 3./4. Juni gegen den Tabellenführer der Landesliga-Staffel 3, aktuell der TSV Ladbergen aus dem Tecklenburger Land im Kreis Steinfurt.
Soester Anzeiger, 18.04.2023, Text: Bernd Großmann + Thorsten Heinke, Fotos: Rebecca Struff + Lion Hildebrandt
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